Die CSD Demo steht auf dem Rasen und demonstriert für die Rechte queerer Menschen

Welche Auswirkungen hat der Ausgang der Bundestagswahl auf die Rechte queerer Menschen?

Der Ausgang der Bundestagswahl sorgt in unserer Community für große Besorgnis. Der zunehmende Zuspruch für Parteien wie die CDU, die sich nicht sonderlich für die Rechte queerer Menschen einsetzen oder die AfD, die queeren Menschen skeptisch oder feindlich gegenüberstehen, stellt eine ernsthafte Gefahr für bereits erkämpfte Rechte dar. In den letzten Jahren wurden bedeutende Fortschritte erzielt – von der Ehe für alle bis hin zu mehr gesellschaftlicher Akzeptanz. Diese Errungenschaften sind jedoch nicht selbstverständlich. Ein möglicher Abbau von Rechten durch konservative und rechtspopulistische Kräfte würde einen dramatischen Rückschritt bedeuten. Daher ist es jetzt umso wichtiger, wachsam zu bleiben, sich zu engagieren und gemeinsam für eine offene, vielfältige und diskriminierungsfreie Gesellschaft einzutreten.

Wir, der CSD Verden, wollen nicht mehr als alle andere  sondern um das, was für die meisten Menschen selbstverständlich ist: Hand in Hand mit dem Partner oder der Partnerin durch die Stadt gehen, ohne Angst vor Anfeindungen. Sich im Beruf nicht verstellen müssen. Einfach man selbst sein dürfen, ohne Ablehnung. Dass dies noch immer nicht für alle Realität ist, zeigen besorgniserregende Entwicklungen: Sei es durch abwertende Bemerkungen, soziale Ausgrenzung oder sogar körperliche Angriffe. Besonders in ländlichen Regionen ist die Akzeptanz queerer Menschen noch lange nicht so weit, wie es oft scheint.

Noch immer gibt es Arbeitsplätze, an denen sich queere Menschen nicht trauen, offen zu ihrer Identität zu stehen, aus Angst vor beruflichen Nachteilen. Es wird im sozialen Teil mit seinen Mitarbeitern zum erhalt der Fassade

Zunehmende Diskiminierung in der USA – Rechte queerer Menschen werden abgebaut

In den USA erleben wir, was passieren kann, wenn queere Rechte beschnitten werden. Dort wurden viele Programme für Vielfalt gestrichen, Transmenschen (Personen, deren Geschlechtsidentität nicht dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht entspricht)  aus der öffentlichen Sicht entfernt, und aus „LGBT+“ (LGBT+ steht für Lesbisch, Schwul (Gay), Bisexuell und Transgender sowie weitere Identitäten wie Queer, Intergeschlechtlichkeit und Asexualität.) wird oft nur noch „LGB“.

In mehreren US-Bundesstaaten wurden Gesetze erlassen, die trans Menschen die offizielle Anerkennung ihrer Identität erschweren oder verwehren. Gleichzeitig werden medizinische Behandlungen für trans Jugendliche verboten – selbst wenn sie dringend benötigt werden. Zudem streichen immer mehr Unternehmen und Universitäten ihre Diversity-, Equity- & Inclusion-Programme. Oft geschieht dies mit der Begründung, dass solche Programme weiße Männer benachteiligen würden, besonders nach Änderungen des Grundgesetzes in den USA. In vielen Fällen war Diversity ohnehin nur ein Marketingvorteil, ohne echte strukturelle Veränderung. Diese Entwicklungen zeigen, wie wichtig es ist, für Gleichberechtigung und Vielfalt einzutreten, um bereits erreichte Fortschritte nicht zu verlieren.

Noch ist Deutschland nicht an diesem Punkt, aber gesellschaftliche Veränderungen kommen oft schleichend. Auch hier gibt es Politiker, die Maßnahmen fordern, die queere Menschen aus der Öffentlichkeit drängen könnten. Einige sprechen sich gegen geschlechtliche Selbstbestimmung aus, andere wollen queere Aufklärung in Schulen verbieten. In den USA hat diese Rhetorik bereits dazu geführt, dass Bücher mit queeren Inhalten aus Bibliotheken entfernt wurden.

Warum geht es alle etwas an?

Vielleicht denken manche: „Das betrifft mich nicht, ich bin nicht queer.“ Doch eine freie, offene Gesellschaft macht das Leben für alle besser. Niemand will in einer Welt leben, in der andere wegen ihrer Identität oder Liebe Angst haben müssen. Gleichberechtigung ist keine Einbahnstraße. Eine Gesellschaft, die bestimmte Gruppen ausgrenzt, sendet ein Signal: Es kann jeden treffen. Heute sind es queere Menschen, morgen vielleicht Menschen mit Migrationshintergrund oder andere Minderheiten.

Dabei dürfen wir nicht vergessen: Die heutigen Diversitätsprogramme und Antidiskriminierungsmaßnahmen entstanden nicht nur zur Unterstützung queerer Menschen, sondern auch durch den jahrzehntelangen Einsatz für Frauenrechte, für die Anerkennung von People of Color (nicht-weiße Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe oder ethnischen Herkunft Rassismus erfahren) und für die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Sie alle haben dazu beigetragen, dass unsere Gesellschaft gerechter und vielfältiger wird. Diese Errungenschaften schützen nicht nur einzelne Gruppen, sondern stärken die Demokratie als Ganzes.

Wo queere Rechte abgebaut werden, sehen wir oft auch Einschränkungen von Pressefreiheit, Versammlungsrecht oder anderen demokratischen Grundwerten. Wer Vielfalt bekämpft, greift damit die gesamte Gesellschaft an. Deshalb geht es uns alle etwas an – denn eine gerechte und inklusive Gesellschaft schützt uns alle.

Was macht den Christopher Street Day bedeutend?

Der Christopher Street Day ist mehr als bunte Fahnen und Feiern. Er erinnert an die Stonewall-Aufstände von 1969, als queere Menschen sich erstmals gegen Polizeiwillkür wehrten. Bis heute geht es beim CSD darum, sichtbar zu bleiben und für Rechte einzustehen. Wir wollen nicht zurück in eine Zeit, in der queere Menschen unsichtbar oder unerwünscht waren.

Trotz aller Herausforderungen gibt es Grund zur Hoffnung. Immer mehr Menschen setzen sich aktiv für queere Rechte ein, auch außerhalb der Community. Bei den letzten CSD-Demonstrationen in Deutschland waren so viele Menschen auf den Straßen wie nie zuvor. Auch in Unternehmen und der Politik gibt es viele, die sich für Gleichberechtigung starkmachen.

Wir sind dankbar für die vielen Menschen, die sich bereits für Akzeptanz und Respekt einsetzen. Ohne diese Unterstützung wären viele Fortschritte nicht möglich gewesen. Doch wir dürfen uns nicht darauf ausruhen – denn nichts ist garantiert. Der Blick in andere Länder zeigt, wie schnell Freiheiten eingeschränkt werden können. Deshalb rufen wir alle auf, sich gemeinsam für ein Land einzusetzen, in dem Vielfalt eine Selbstverständlichkeit ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert