Ein Polizei­beamter in Uniform spricht freundlich mit einer etwa 30-jährigen Person in Regenbogen-T-Shirt. Sie stehen auf einer grünen Wiese unter blauem Himmel, neben einem Schild mit der Aufschrift „CSD Verden“ und einem Logo in Regenbogenfarben. Die Szene wirkt offen, respektvoll und einladend.

Risiko oder Chance? Polizeiteilnahme am CSD Verden: Dialog wagen – mit Achtsamkeit und Respekt

Eine bewegte Geschichte, die nicht vergessen werden darf

Die Beziehung zwischen der Polizei und der queeren Community ist durch eine lange Geschichte von Diskriminierung, Gewalt und Misstrauen belastet. Diese Erfahrungen sind für viele nicht einfach Vergangenheit, sondern prägen auch heute noch das Erleben vieler queerer Menschen.

Wir möchten nicht die Augen davor verschließen: Auch heute gibt es weiterhin Fälle von unfairer Behandlung, mangelnder Sensibilität und struktureller Diskriminierung durch Polizeibehörden. Das anzuerkennen ist ein wichtiger erster Schritt.

Gleichzeitig glauben wir: Einzelne Polizist*innen, die sich für eine solidarische, respektvolle Zusammenarbeit einsetzen, dürfen nicht mit den Fehlern des gesamten Systems gleichgesetzt werden. Veränderungen beginnen oft bei einzelnen Menschen, die bereit sind, neue Wege zu gehen.

Warum ein Stand auf unserem CSD?

Die Polizei hat uns angefragt, ob sie auf dem CSD Verden mit einem eigenen Stand vertreten sein darf. Damit würde sie sich sichtbar auf die Seite der queeren Community stellen – für Vielfalt, für Akzeptanz und für den Schutz unserer Rechte.

Unabhängig davon werden Polizistinnen an diesem Tag ohnehin vor Ort sein, um unser Versammlungsrecht zu schützen. Sie werden dies in offizieller Uniform tun. Der Stand bietet hingegen eine andere Form der Begegnung: zivile Polizistinnen, ohne Uniform, ansprechbar als Menschen – offen für Gespräche, Fragen und Kritik.

Wir sehen darin eine Möglichkeit, den Austausch menschlicher zu gestalten und Barrieren abzubauen.

Außerdem beobachten wir auch in anderen Städten eine wachsende Zusammenarbeit zwischen CSD-Organisationen und der Polizei – wie etwa beim CSD Bremen, wo erste Schritte des gemeinsamen Dialogs und der Kooperation gemacht werden. Solche Entwicklungen zeigen, dass Veränderungen möglich sind, wenn beide Seiten aufeinander zugehen.

Chancen: Veränderung gemeinsam gestalten

Ein Stand der Polizei auf dem CSD kann eine Chance sein, echten Dialog zu ermöglichen. Kritik kann geäußert, Perspektiven können geteilt und Forderungen direkt angesprochen werden. Gleichzeitig ist dies auch für die Polizei eine Gelegenheit, zuzuhören, zu lernen und ein authentisches Zeichen zu setzen.

Wir möchten deutlich sagen: Die Teilnahme an Gesprächen ist selbstverständlich freiwillig. Jede*r kann für sich entscheiden, ob und in welchem Umfang ein Austausch gewünscht ist.

Es geht nicht darum, die Vergangenheit zu vergessen oder strukturelle Probleme zu ignorieren. Es geht darum, in kleinen Schritten Wege in eine bessere Zukunft zu finden – im Bewusstsein aller Schmerzen, aber auch mit Hoffnung auf Veränderung.

Risiken und berechtigte Sorgen ernst nehmen

Wir verstehen, dass die Anwesenheit der Polizei – auch in ziviler Form – für viele aus unserer Community belastend sein kann. Traumatische Erfahrungen lassen sich nicht einfach ausblenden. Für manche bedeutet bereits die Nähe zu Polizeiinstanzen Unbehagen, Angst oder Schmerz.

Wir nehmen diese Gefühle sehr ernst und möchten klarstellen: Es geht uns nicht darum, solche Erfahrungen kleinzureden oder zu relativieren. Vielmehr wollen wir Räume schaffen, in denen unterschiedliche Perspektiven nebeneinander bestehen dürfen.

Gerade in der aktuellen politischen Lage, in der die Rechte queerer Menschen zunehmend unter Druck geraten und sogar genommen werden, ist ein sensibler Umgang mit Schutzräumen wichtiger denn je. Gewalt, Hetze und politische Angriffe gegen queere Menschen nehmen wieder spürbar zu – auch in Deutschland. Auf unserer Webseite haben wir bereits zu dem Thema bereits Stellung bezogen: Rechte queerer Menschen in Gefahr.

Diese Entwicklungen zeigen, wie wichtig es ist, dass wir einerseits für unsere Sicherheit sorgen und andererseits achtsam mit den Ängsten und Erfahrungen innerhalb unserer Community umgehen.

Wünsche der Community: Wie kann Polizeipräsenz triggerarm gestaltet werden?

Für die zukünftige Zusammenarbeit wünschen wir uns, dass die Polizei aktiv daran mitarbeitet, ihre Teilnahme so sensibel und respektvoll wie möglich zu gestalten. Dazu gehören aus unserer Sicht:

  • Keine Uniformen am Stand – zivile Kleidung schafft eine niedrigere Hemmschwelle für Gespräche.
  • Achtsames, ruhiges Auftreten ohne dominante Körpersprache oder polizeitypische Formalitäten.
  • Offenes Zuhören statt Rechtfertigung – Community-Anliegen ernst nehmen, nicht relativieren.
  • Transparente Ansprechpartner*innen benennen, die konkret Verantwortung übernehmen.
  • Bereitschaft zur Selbstkritik zeigen und Interesse an konkreten Verbesserungsvorschlägen signalisieren.

Wir haben alle unterschiedlich Erfahrungen gemacht deswegen bitten wir euch teilt bitte eure Vorschläge um es so angenehm wie möglich für die Community zu machen. Sammelt Fragen damit wir diese Gelegenheit nutzen, um eigene Erwartungen klar zu formulieren und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, wie ein sicherer Raum für alle geschaffen werden kann.

Abschließende Worte

Die Polizei und die queere Community haben eine schwierige gemeinsame Geschichte.
Wenn wir etwas daran ändern wollen, ist aus unserer Sicht der Dialog der beste Weg.

Die Anfrage der Polizei, mit einem Stand auf unserem CSD präsent zu sein, sehen wir als Gelegenheit für die Community, ins Gespräch zu kommen. Jede*r kann selbst entscheiden, ob sie oder er dieses Angebot nutzen möchte.

Eine geöffnete Tür vorschnell zuzuschlagen, halten wir angesichts der Vergangenheit und Gegenwart für nicht zielführend. Natürlich gibt es berechtigte Vorbehalte und Ängste, die wir keinesfalls kleinreden wollen. Auch traumatische Erfahrungen verdienen Raum und Respekt.

In ersten Gesprächen wurden bereits Ideen entwickelt, wie negative Erlebnisse künftig besser sichtbar gemacht und an die Polizei herangetragen werden können – um so langfristig echte Veränderungen zu erreichen.

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